Die Häuser der Stiftung

Das Fleet an der Deichstraße


 

  • Haus Nr. 32

    Das Haus wurde beim großen Brand zerstört und 1850 neu errichtet. Seit den 1970er Jahren wurde es durch eine Druckerei genutzt, für deren schwere Maschinen damals schon keine ausreichende Standfestigkeit nachgewiesen werden konnte, so dass sie ausziehen musste. Der Verein übernahm schließlich das Haus und restaurierte es mit einem Aufwand von 1 Million Mark. Heute befinden sich in den oberen Stockwerken Wohnungen, im Erdgeschoss konnte sich nach gescheitertem Versuch, ein Ladengeschäft dort zu etablieren eine auf Hamburgische Küche spezialisierte Gaststätte nun schon in zweiter Generation profilieren.

  • Haus Nr. 35
    Das Haus stammt im Kern aus dem Jahr 1641, wurde aber 1820 umgebaut. Vom Großen Brand von 1842 blieb es verschont, dafür aber erlitt es schwere Bombenschäden während des „Feuersturms“ im Jahre 1943. Bis 1978 gehörte es den Familien Nordmann und Wessendorf. Am 26. Oktober 1977 fing das Haus Feuer und brannte völlig aus. Die Ruine wurde mit der Feuerkassenpolice dem Verein „Rettet die Deichstraße“, der damit einen neuen Bau finanzieren konnte, verkauft. Die Fassade wurde vielfach in Fachzeitschriften veröffentlicht und diente als Vorlage für den Neubau auf dem Grundstück Nr. 48.
  • Haus Nr. 37

    Erbaut 1686, wurde der Kaufmann Jacob Lange erster Besitzer des Brauerbes. Die Hoffnungen des Jacob Lange eine Familiendynasie zu schaffen erfüllten sich nicht. Seine Tochter Catharina starb 1742 ohne Erben zu hinterlassen. Auf Veranlassung der Hypothekenkäufer wurde das Haus verkauft. Der Kaufmann Johann Elias Münster griff schnell zu, renovierte es und baute es gründlich um. So bekam es ein elegantes Aussehen im schicken Rokokostil. Nach mehreren Besitzerwechseln war der Kaufmann Andreas Melchers der letzte private Besitzer des Hauses. Als der Verein

    „Rettet die Deichstraße e.V.“ das Haus kaufen wollte, stellte sich heraus, dass Melchers eine Summe verlangte, die für den Verein nicht aufzubringen war. Nach zähem Ringen einigte man sich schließlich: Für eine halbe Million Mark kaufte der Verein sein erstes Haus. Noch 1974 wurden die ersten Sicherungs- und Dichtungsarbeiten am Hause vorgenommen. 1979-81 wurde auch das Innere, die erhaltene große Diele mit den Nebenräumen, das mit originalen Deckengemälden ausgestattete „Flämische Zimmer“ und die Wohnetage restauriert werden.
  • Haus Nr. 39

    Das Haus stammt in seinen ältesten Teilen aus der Zeit um 1700, wurden aber mehrfach baulich verändert. 1998 kaufte der Verein das Haus und renovierte es danach für 200 000 DM. Im 2. Obergeschoss sind Deckenmalereien aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Sie befinden sich in der dortigen Mietwohnung. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1990 wohnte in diesem Haus die Schauspielerin Helga Feddersen. Ihre Familie betreibt im Haus Nr.35 ein Geschäft für Seemannsausrüstung.

  • Weitere Häuser in der Deichstraße
  • Haus Nr. 21/23
    Auch sie wurden nach dem Großen Brand nach 1842 neu errichtet. Zwischen 1976 und 1979 wurden sie umfassend restauriert.
  • Haus Nr. 19

    Das Grundstück ist ein altes Brauerbe. Das heutige Gebäude wurde nach dem Großen Brand von 1842 im damals üblichen klassizistischem Stil errichtet. Im 19. Jahrhundert gehörte es dem Kaufmann Johann Peter Schäffer. Er war 1830 Vorstandsmitglied der Hamburger Bank und 1836 Mitglied des Handelsgerichts. Heute ist das Haus Eigentum der Familien Nordmann und Wessendorf. Sie ließen es zwischen 1978 und 1985 aus eigenen Mitteln restaurieren.

  • Haus Nr. 25

    Das(Brandanfang) Das älteste Gebäude der Deichstraße, dessen Kern aus den Jahren 1659/60 stammt, wurde beim Großen Brand schwer beschädigt und danach wieder aufgebaut. Das in den Formen des frühen Barock errichtete Portal wurde Mitte der 70er Jahre hinter der Fassade des Neubaus von 1842 entdeckt und freigelegt. Im Innern gibt es noch eine bemalte Balkendecke aus dem ursprünglichen Bau.

  • Haus Nr. 27

    Die Geschichte des ältesten noch erhaltenen Speichers in Hamburg reicht zurück bis in das Jahr 1465. damals gehörte es einem gewissen Hinrich Bergmeier. 1773 verkaufte der Jurist Daniel Jencquel den Speicher an den Kaufmann Caspar Voght, der ihn für seinen umfangreichen Seiden- und Leinenhandel benötigte. Kurze Zeit später übergab dieser sein Geschäft an seinen Sohn Caspar Voght jr. (der spätere Baron Voigt), der es mit seinem Partner Georg Heinrich Sieveking weiterführte. 1814 ging der Speicher in den Besitz der Kaufmannsfamilie Doormann über, und 1840 kaufte ihn Theodor Dill für die Firma Albrecht und Dill, die mit Rohkakao und Gewürzen handelte. 1889 wurde der Speicher an die „Interessengemeinschaft des Zippelhauses zu Bardowiek“ verkauft und heißt seitdem auch Bardowieker Speicher. Er diente den Obst- und Gemüsehändlern aus Bardowiek bei Lüneburg als Zwischenlager, nachdem sie zugunsten der Stadt ihr angestammtes Zippelhaus aufgegeben hatten, das in unmittelbarer Nähe der Hauptkirche St. Katharinen gestanden hatte. Der „Bardowieker Speicher“ gehört heute der Stadt und wird von der Sprinkenhof AG verwaltet.

  • Haus Nr. 29/33
    Das Wessendorf´sche Kontorhaus stammt aus den Jahren 1903 04 (Architekten Franz Bach und W. Weber) , unterbricht die früh-neuzeitlichen Bauten in Höhe und Baumasse. Es ist auf ursprünglich drei Grundstücken errichtet und hat ein reich ausgestattetes Jugendstil-Treppenhaus mit einem originalen Fahrstuhl.
  • Haus Nr. 34

    Das bis 1973 dort stehende „Nachbrandhaus“ wurde für ein geplantes Rechenzentrum der Landeszentralbank (LZB) abgerissen. Die LZB verkaufte das Grundstück mit der Auflage, den Verein „Rettet die Deichstraße e.V.“ im Hinblick auf die Gestaltung der Fassade mitbestimmen zu lassen. So entstand 1982-83 der neue „Deichstraßenhof“.

  • Haus Nr. 38
    Hier und im Haus Nr. 42 begann der Große Brand von 1842.
  • Haus Nr. 41
    Die beiden Haüser Nr. 39 und 41 stützen sich gegenseitig durch ein im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen eingebrachtes Stahlrohrgerüst über den trennenden Fleetgang, der hier im öffentlichen Eigentum ist.
  • Haus Nr. 42
    Im Gegensatz zu den Nachbarhäusern brannte dieses Haus 1842 nicht völlig nieder, obwohl der Brand hier ausgebrochen war. Während bei den Nachbargebäuden die Fluchtlinien nach hinten versetzt wurden, um die Straße zu verbreitern, blieb das Haus Nr. 42 an der alten Stelle stehen, so dass es einsam und weit in die Straße hineinragte. Bis weit ins 20. jahrhundert hinein wohnte und arbeitete hier die Kaufmannsfamilie Levy. Kurz vor der Gründung des Vereins „Rettet die Deichstraße e.V.“ hatte der Besitzer das Haus aus der Denkmalliste streichen lassen, um das Grundstück anderweitig verwenden zu können. Es blieb jedoch rund zehn Jahre leer stehen, bis es 1985 aus ungeklärter Ursache Feuer fing. Vier Jahre später begann man mit einem spektakulären Neubau, bei dem die historische Fassade vorgesetzt wurde, indem das eingerüstete letzte Stück des alten Hauses angehoben, zurückversetzt und an dem Neubau verankert wurde.
  • Haus Nr. 43

    Schon 1697 errichtet, wurde dieses Haus vielfach umgestaltet. So wurde die ungewöhnlich schöne fleetseitige Fachwerkfront dem Haus 1738 vorgebaut. Ende des 19.
    Jahrhunderts erhielt Alexander Levy von der großen Im- und Exportfirma Levy & Co. Anteile an dem Gebäude. Um 1920 zog eine Schlosserei ein, die unter anderem mit Acetylengas arbeitete, was die Feuerkasse dazu veranlasste, die Versicherungssumme um ein Vielfaches zu erhöhen. Seit der Sanierung 1976 sind in dem Haus Nr. 43 Wohnungen sowie das Restaurant „Alt Hamburger Aalspeicher“ von Marion und Dieter Eismann untergebracht. Sie konnten das Haus 1998 von der Sprinkenhof AG erwerben.

  • Haus Nr. 45

    Das Haus stammt ursprünglich aus dem Jahr 1663. Zwischen 1974 und 1978 wurde es von seiner Besitzerin Ingeborg Nordmann restauriert. Dabei fand man wunderbare Deckengemälde im niederländischen Stil mit Putten, Rankenwerk, Drachen und Einhörnern. Auch dieses Haus wird heute als Gewerbe- und Wohnraum genutzt.

    Haus Nr. 47

    Der Neubau von 1974, der das alte, aufgrund von schweren Kriegsschäden abgebrochene haus ersetzt, folgt einem Vorbild aus dem 18. Jahrhundert. In die Fassade wurde das Portal von Haus Nr. 29 eingearbeitet.

  • Haus Nr. 49
    Ein Neubau aus den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts im „historisierenden Stil“.
  • Haus Nr. 51

    Das Kontorhaus stammt aus dem Jahr 1910. Er ist ein funktionales Bürohaus im Besitz der staatlichen Sprinkenhof AG. Das Grundstück umfasst auch den Baugrund des Hauses Nr. 53, das früher das letzte Haus der Deichstraße an der Ecke zur Hohen Brücke war. Das Haus, das zuvor auf diesem Grundstück stand, wurde Anfang des 20.
    Jahrhunderts abgebrochen. Dabei fand man im zweiten Stock wertvolle Wandgemälde, die aus dem Jahre 1680 stammen. Sie waren nach dem Vorbild der seinerzeit sehr beliebten Kupferstiche des Holländers Romeyn de Hooge auf Holztafeln angebracht und zeigen Personen und Landschaften. Das Zimmer, das die Dominanz niederländischer Kultur im Hamburg des 17. Jahrhunderts unterstreicht, kam trotz erheblicher Transport- und Lagerprobleme komplett ins Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall.

Quellen:
• Knuth, Ariane / Strothmann, Dierk: Bürger, Brauer, Zuckerbäcker, Hamburg 2000
• Hirschfeld, Gerhard (Planungsgruppe Nord): Deichstraße, in Stadterneuerung in Hamburg, Hrsg. Baubehörde Hamburg 1985

Die Geschichte der Deichstrasse


1061

Ordulf Billung, Herzog von Sachsen, errichtete die „Neue Burg“ auf dem Gelände der heutigen Nikolaikirche


1186

Gründung der „Neustadt“ mit eigenem Markt, Rathaus und Kirche


1188

Anlage des Deiches


1248

Bebauung der Deichinnenseite mit „Binnendeichhäusern“. Das sind Hausanlagen mit Vorderhaus, Längshaus mit Nebenräumen und parallelem Hof sowie einem hinterem Speicher, der am Rande eines „Siels“ auf dem Grund des heutigen Steintwietenhofes stand. (Als „Siel“ bezeichnet man ein kleines Entwässerungsfleet; dieses hier wurde 1886 zugeschüttet.)


1304

Die Deichstraße wird erstmals als „Diekstraat“ oder lateinisch als „platea aggeris“ urkundlich erwähnt. Im Laufe des 14.Jahrhunderts entstanden die ersten Brauereien. In der Deichstraße hatte fast jedes Haus das Braurecht, das sogenannte „Brauerbe“, das an das Haus und nicht an den jeweiligen Besitzer gebunden war.


1659

Bebauung der Wasserseite mit „Aussendeichhäusern“. Dort sind alle Funktionen des Kaufmannshauses vereinigt: Arbeiten und Feiern in der großen Diele und Wohnen im ersten Obergeschoss. In den darüber liegenden Geschossen bis unter das Dach befanden sich die Speicher.


1659

Bau des Spät-Renaissance-Portals am Hause Deichstraße 25


1689

Bau des Hauses Deichstraße 37 durch den Gewürzkaufmann Jacob Lange


1842

am 5. Mai erscholl in der Frühe der Ruf: „Füer in de Diekstraat!“: Beginn des Großen Brandes in der Deichstraße 42

seit1842

Wiederaufbau der Deichstraße nach dem Großen Brand. Zu erkennen sind diese Häuser als relativ einfache Putzbauten mit Rundbogenfenstern


1943

Hamburg und damit große Teile der Altstadt werden durch britische Bomber zerstört (Operation Gomorrha) Wesentliche Teile der Deichstraße bleiben wie durch ein Wunder unzerstört.


1944

Nach Kriegsende werden 3 Häuser in der Straße unter Denkmalschutz gestellt


1952

erster „Aufbauplan“ für Hamburg, der u.a. die seit 1940 geplante Ost-West-Straße in einer Trasse quer durch die innere Stadt festschreibt


1952

bis 1962 wurde sie ausgebaut und trennt seitdem die Deichstraße von der City


1957

Der Durchführungsplan „D161“ wird beschlossen. Es ist u.a. eine Verbreiterung der Deichstraße auf 20m als Verbindung der Ost-West-Straße geplant.


1972

Gründung des Vereins „Rettet die Deichstraße e.V.“


1973

Verfestigung neuer stadtplanerischer Ideen im „Flächennutzungsplan 1973“. Anregungen der „Unabhängigen Kommission zur Untersuchung des Aufbauplans“ führen zu einer Neuorientierung in den Anschauungen über Urbanität und Denkmalschutz. Es wurde eine Fußgänger-Verbindung der City zum Hafen über die Ost-West-Straße vorgeschlagen. Für die Deichstraße wird ein neuer Bebauungsplan mit Gestaltungsfestlegungen und Höhenbegrenzung beschlossen. Weitere Häuser werden unter Denkmalschutz gestellt, für die anderen gelten die Bestimmungen des Milieuschutzes


1974

Der Verein „Rettet die Deichstraße e.V.“ kauft das Haus Nr.37 und beginnt mit dessen Sanierung 1976-1982 wird das Gebäude der Landeszentralbank in der Deichstraße nach einem Wettbewerbsentwurf von 1968 gebaut


1977

Die Häuser Nr. 19, 21, 23, 25, 27, und 41 werden unter Denkmalschutz gestellt


1978

Der Verein kauft das Haus Nr.35, das 1977 durch Feuer total zerstört wurde und baut es neu auf. Es wird 1982 als „Bauwerk des Jahres“ vom Architekten- und Ingenieurverein ausgezeichnet


1980

Haus Deichstraße 37 wird als „Alt-Hamburger-Bürgerhaus“ eingeweiht. Die Gesellschaft „Harmonie“ von 1792 bezieht die obere Etage. Am 17. November des Jahres wird der Verein „Rettet die Deichstraße e.V.“ mit der „Silbernen Halbkugel“ vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz für seine Bemühungen zur Errettung der Straße geehrt


1981

Der Verein kauft das Haus Deichstraße Nr. 32 und restauriert es 1982/83


1983

Es wird auf den Neubau des „Deichstraßenhofes“ (Deichstraße 34) Einfluss genommen; dieser wurde als „Bauwerk des Jahres“ ausgezeichnet Ein Uhrzeiger vom Turm St. Michaelis wird zugunsten des Vereins versteigert. In der Deichstraße finden Feste unter der Regie des Anwohners Eberhard Moebius, Intendant des Theaterschiffs im Nikolaifleet, statt

28. Nov.1985

Das Amt für Stadterneuerung und die planenden Architekten in der Deichstraße bekommen den „Hesselbachpreis der Bank für Gemeinwirtschaft“ (Deutscher Städtebaupreis) für die gelungene städtebauliche Aufgabe, Neues mit Altem zu verbinden


1998

Der Verein kauft das Haus Deichstraße 39 und veranlasst umfangreiche Sanierungsmaßnahmen


1999

Die Deichstraße wird mit aus Spenden finanzierten Bäumen bepflanzt


2002

An der Ecke Kajen/Deichstraße wird mit Spenden der Anwohner und auf Initiative des Vereins ein Denkmal für Theodor Dill errichtet, den Retter des Börsengebäudes während des Großen Brandes und früherem Bewohner der Deichstraße Nr. 27


2003

700 Jahre Deichstraße: Straßenfest und Ausstellung in den Räumen des Alt-Hamburger Bürgerhauses in Zusammenarbeit mit dem Schifffahrtsmuseum Tamm und dem Gewürzmuseum


2010

Das Alt-Hamburger-Bürgerhaus wird renoviert und wieder als öffentlich zugängliches Restaurant eingerichtet